Das gilt aber auch für unsere gesamte Gesellschaft: Gips steckt zum Beispiel in unseren Häusern, in den Fundamenten der Windräder, wird für medizinische Anwendungen, für Schmuck, Keramik und Nahrungsmittel benötigt. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig, der Bedarf hoch, die zukünftige Versorgung durch den Wegfall von REA-Gipsen aber zumindest diskussionswürdig. Daher wurde Gips zum „Gestein des Jahres 2022“ gewählt.
Seit 2007 schon wird vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. die Auszeichnung „Gestein des Jahres“ vergeben. Nach Schiefer (2019) und Andesit (2020/21) übernimmt nun der Gips die prominente Hauptrolle in der Gesteinskunde. Am 06. Oktober 2022 wurde er im Beisein von Vertreter*innen verschiedener Verbände, Firmen, Behörden sowie einigen Wissenschaftler*innen im unterfränkischen Iphofen feierlich getauft.
Was ist Gips
Gips ist ein Sulfaltgestein, welches sich einst durch Ausfällungsprozesse in
vorzeitlichen Flachmeeren bildete. Die Zechsteingipse, welche zum Beispiel den Südharz dominieren, sind stolze 250 Mio. Jahre alt. Während Gips zwei Moleküle Wasser enthält (CaSO4 x 2H2O), fehlt dieses in dem sehr ähnlichen, in seinen Eigenschaften aber doch etwas anders beschaffenen Anhydrit (CaSO4). Beide Mineralien werden für die verschiedensten Zwecke abgebaut. Dabei ist insbesondere Gips von besonderer Bedeutung: Als Baustoff ist er in seinen Eigenschaften vielen anderen Materialien weit überlegen. Aber auch in Bereichen wie Medizin, Kunst oder der Keramikindustrie findet er beispielsweise als Formengips Verwendung.
So vielseitig die Anwendungsmöglichkeiten von Gips, so vielgestaltig sind auch seine Erscheinungsformen. Je nach Reinheitsgrad und Beimischung von anderen Mineralien variieren seine Strukturen und Färbungen. Auch kristalline Ausbildungen wie das Marienglas kommen vor. Der Facettenreichtum und die einfache und universelle Verwendung faszinieren die Menschen seit langer Zeit. So ist der Einsatz von Gips als Baumaterial seit der Jungsteinzeit belegt!

REA-Gips
Neben den natürlich vorkommenden Gipsen entstehen unter anderem bei der Rauchgasentschwefelung in der Kohleindustrie sekundäre Gipse. Seit der verpflichtenden Einführung dieses Verfahrens Ende des 20. Jahrhunderts stieg die Bedeutung der sogenannten REA-Gipse für die gipsverarbeitende Industrie stark an.
Der Braunkohleausstieg bis 2038 wird zu zu einem Einbruch dieser Ressource führen, sodass über Alternativen Klarheit geschaffen werden muss.