Düsseldorf / Mertingen – Wo findet das öffentliche Leben in ländlichen Gemeinden statt? Auf dem Marktplatz? Bei gutem Wetter. In der Kirche? In besinnlichen Stunden. In der Dorfgaststätte? Häufig und zu nahezu jeder Gelegenheit. Im bayerischen Mertingen, etwa 35 Kilometer nördlich von Augsburg gelegen, jedenfalls schätzen viele der rund 4.200 Einwohner ihre zentrale Gaststätte: Zwar gab und gibt es weitere Gastronomiebetriebe in der Region, doch die „Alte Brauerei“ gilt durchaus als Landmarke der Gemeinde Mertingen. Nachdem das ursprüngliche Brauereigebäude durch einen Brand verwüstet wurde, erwarb die Kommune Mertingen das gesamte Areal. Durch eine umfassende Sanierung und die Erweiterung um einen Saalanbau sollte dem Gelände „neues Leben“ eingehaucht werden. Über die besonderen Herausforderungen beim Ausbau der unterschiedlichen Gebäude kann David Bircks, Geschäftsführer der DTB Donau-Trocken-Bau GmbH, sehr überzeugend berichten: Er und sein Team wurden mit diesem Projekt auf einen der vordersten Plätze im Rahmen der 10. Rigips Trophy gewählt.

Ein Stück Dorfgeschichte in neuem Glanz: die „Alte Brauerei“ in Mertingen und der über einen Verbindungsgang angeschlossene große Bürgersaal.
Als historisch kann die „Alte Brauerei“ guten Gewissens bezeichnet werden: Erste Aufzeichnungen über brauhandwerkliche Tätigkeiten in Mertingen stammen aus dem Jahr 1665. Und auch wenn in den jüngst sanierten Gebäuden 1979 letztmals Bier gebraut wurde, so gingen die Mertinger doch schon immer gern in die „Brauerei“-Gaststätte, um Vereinsfeste zu feiern oder ein zünftiges Familienessen zu genießen. Unter Federführung von Albert Lohner, dem ersten Bürgermeister von Mertingen, der auch zahlreiche Gestaltungsideen mit in den Ausbau einfließen ließ, sollte das Gelände wieder zum Gemeindetreffpunkt werden.
Für David Bircks und sein Trockenbauteam war es ein umfangreiches Projekt, das unterschiedlichste Aufgaben bereithielt: Denn zum einen sollte das eigentliche Brauereigebäude – 1906 im neobarocken Stil errichtet – zunächst entkernt, umfassend saniert und neu strukturiert werden. Zum anderen sollte ein neu errichteter, circa 300 m2 großer Saal ausgebaut und über einen Verbindungsbau für die gemeinsame Nutzung beider Gebäude erschlossen werden. „Während unseres ersten Baustellentermins wurden Lösungen für die späteren, von der Gemeinde Mertingen angestrebten Nutzungen des Brauereigebäudes diskutiert. Eine der Zielsetzungen war es, dass neben der eigentlichen Gaststätte im Erdgeschoss in den oberen Geschossen zusätzlich ein Hotelbetrieb mit insgesamt 19 Gästezimmern entstehen sollte“, erinnert sich David Bircks. „Bereits früh funktionierte hier die enge Abstimmung zwischen der Gemeinde, den Planern und unseren technischen Ansprechpartnern bei Rigips optimal. So konnten wir den hohen Anforderungen an den Brandschutz, den Schallschutz sowie die Raumakustik durch individuelle Lösungen perfekt gerecht werden.“
Dachgeschossausbau unter historischem Gebälk
Das Thema Brandschutz stellte sich insbesondere im Dachgeschoss, wo Gästezimmer des neuen Hotels entstehen sollten. Die dort vorhandenen Holzbalkendecken und die historischen Dachstuhlkonstruktionen sollten brandschutztechnisch ertüchtigt und in das Raumkonzept mit einbezogen werden. Teile der Holztragwerke mussten darüber hinaus mit Stahlkonstruktionen statisch verstärkt werden. „Diesem ,Konglomerat’ aus verschiedenen Einbausituationen sind wir mit einer Brandschutzbekleidung in Form einer selbständigen F 30-Decke gemäß Rigips-System DA41RF begegnet. Zwischen den Holzbalken wurde hierfür eine 40 mm dicke Mineralwolle-Dämmung eingelegt und mit ,Rigips Feuerschutzplatte RF’ zweilagig beplankt. Die Schwierigkeit bestand unter anderem in der aufwändigen Integration von freistehenden Stützen, Streben und Bundbalken in die ertüchtigte Deckenkonstruktion“, erläutert David Bircks. Der Anschluss der hochschalldämmenden (Rw,R bis 61 dB), beidseitig doppellagig mit Feuerschutzplatten beplankten Zimmertrennwände an die Holzbalkendecke und an die Dachkonstruktion erfolgte entsprechend der von Rigips vorgeschlagenen Detaillösungen.

Stilvolles und komfortables Übernachten garantiert: Hochschalldämmende Trennwände sorgen für die notwendige Ruhe, elegant platzierte Leuchtkörper für ein hohes Maß an Gemütlichkeit.
Auch im ersten Obergeschoss, wo ebenfalls Doppel- und Einzelzimmer für Hotelgäste geschaffen werden sollten, spielte der Brandschutz eine große Rolle. Die vorhandenen Holzbalkendecken mussten hier auf F 90 ertüchtigt werden. Hierzu setzten die Trockenbauprofis auf eine Kombination aus einer F 60-Unterdecke, realisiert wiederum mit einer doppelten Lage „Rigips Feuerschutzplatten RF“ (12,5 mm) auf einem CD 60/27-Deckenprofil, und der Verlegung eines Trockenestrichs auf dem Fußboden des Dachgeschosses. Gemäß Rigips-System FS10RE wurden hierfür „Rigidur Estrichelemente 25“ aus robusten Gipsfaserplatten auf eine 50 mm EPS-Dämmung und einer zusätzlichen Trockenschüttung verlegt, wodurch gleichzeitig sowohl eine Verbesserung der Trittschalldämmung erzielt als auch eine zuverlässige Lastaufnahme von bis zu 5,0 kN/m2 gewährleistet werden konnte. Ein Fußbodenaufbau, der sich gerade für stärker frequentierte Hotelbereiche empfiehlt.
„Glasroc H“-Feuchtraumplatte für Bäder und Küchenbereiche
In sämtlichen Feuchträumen, sowohl in den Bädern und Duschen der Hotelzimmer als auch in den Küchenbereichen der Gastronomie, entschieden sich David Bircks und seine Mitarbeiter für Konstruktionen auf Basis der Rigips-Feuchtraumplatte „Glasroc H“ – eine vliesarmierte, stark hydrophobierte Spezialgipsplatte nach EN 15283-1 (Typ GM-FH1) mit stark reduzierter Wasseraufnahme. Dank ihrer grundierten Oberfläche und ihrer außergewöhnlichen Schimmelresistenz eignet sich „Glasroc H“ ideal für die Herstellung von hochwertigen und langlebigen Trockenbaukonstruktionen im Wand- und Deckenbereich von Feucht- und Nassräumen bis hin zu gewerblichen Großküchen.
Auch in den Feuchträumen wurden die Fußbodenaufbauten mit „Rigidur Estrichelementen“ realisiert, wobei in enger Zusammenarbeit mit dem Fliesenleger der gründlichen Abdichtung der Untergründe volle Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Gerade im Bereich der Übergänge von Wänden zu Trockenestrich waren Sorgfalt und Abstimmung aller Detailausbildungen zwischen den Gewerken erforderlich.
Lochplatten mit raumluftreinigender Wirkung
Ebenfalls von großer Bedeutung waren, wie in einem Gastronomiebetrieb mit integrierter Hotelnutzung kaum anders zu erwarten, die Themen Schallschutz und Raumakustik. „Zur Verbesserung der Raumakustik in den Hotelzimmern und den verschiedenen Gasträumen haben wir unter die Brandschutz-Unterdecken eine Lochdecke aus ,Rigitone Activ’Air’-Platten mit Akustikputzbeschichtung eingebaut. Damit wurden die gestalterischen Forderungen nach glatten Oberflächen mit hervorragenden akustischen Eigenschaften optimal erfüllt. Darüber hinaus tragen die Rigips-Lochplatten dank ihrer luftreinigenden Wirkung auch aktiv zu einem behaglichen Aufenthaltsklima bei.“

Die rechteckigen Verkofferungen gliedern den Gastraum auf dezente Weise.
Eine Wirkung von der auch die Flure der Zimmertrakte profitieren: Hier wurden „Rigitone Activ’Air“-Lochplatten mit quadratischer Lochung und seitlichen, niveaugleichen Randfriesen zur raumakustischen Verbesserung eingebaut. An den Stirnseiten der Treppenhäuser wurden zur Auflockerung fächerförmige Abschlüsse angeordnet, die mithilfe von vorgefertigten Rigips-Faltteilen ausgeführt wurden. In Teilbereichen der Flure mussten darüber hinaus zusätzliche Brandschutzkonstruktionen realisiert werden, zum Beispiel für die Integration eines Rauchschutzvorhangs in die Deckenkonstruktion mit einer erforderlichen F 60-Schürze.
Bürgersaal erinnert an frühere Epochen
Ging es im Hotel und der Brauereigaststätte mit ihren verschiedenen, für Veranstaltungen nutzbaren Wirtshausräumen in erster Linie um hohe bauphysikalische Anforderungen, so kamen im benachbarten Bürgersaal auch die „Ästheten“ im Team der DTB auf ihre Kosten. Gestalterischer Höhepunkt war dort die Ausbildung der Decken: „Eine hochwirksame Akustikdecke in Verbindung mit Stuckleisten aus Vollgips und seitlich umlaufender Gesimsausbildung verschaffen diesem Raum ein stilvolles Ambiente“, so David Bircks. „Mit einer ausgeprägten Formgebung und Gliederung der Decke wird der Gast hier wirklich in frühere Epochen zurückversetzt. Die Raumhöhe von annähernd fünf Metern und der großzügige Grundriss brachten zwar für uns einige technische Herausforderungen mit sich, geben dem Saal aber eben auch seine einzigartige Note.“
Unter die mit OSB-Platten bekleidete Holzbalkendecke des Bürgersaales wurde flächig eine „Rigitone Activ’Air“-Lochplattendecke montiert und circa 400 mm tief abgehängt (Rigips-System AD10RTA). Die mit einer Dämmstoffauflage und „superfeiner“ Akustikputzbeschichtung versehene Oberflächenausbildung sollte einen Absorptionswert aw von mindestens 0,7 erreichen. „Den seitlichen Abschluss haben wir mit von Rigips vorgefertigten Formteilen ausgeführt. Die Unterkonstruktion musste dafür der vom Architekten vorgegebenen Formgebung angepasst und gesondert abgehängt werden. Verbindungen zur Deckenfläche als auch zur Wand waren nicht möglich, da eine indirekte Beleuchtung in das System integriert werden sollte. Des Weiteren mussten Schlitzschienen für die Be- und Entlüftung, Vorhangschienen, versenkbare Beamervorrichtungen sowie diverse Elektroauslässe in die Decke integriert werden.“

Je nach Bestuhlung finden bis zu 208 Personen in dem neu ausgebauten, rund fünf Meter hohen Bürgersaal Platz. Dank einer ausgeprägten Formgebung der Stuckleisten und einer Gliederung der Decke wird der Gast hier in frühere Epochen zurückversetzt.
Großer Raum durch Deckenverkofferungen gegliedert
Im größten Raum der Gastwirtschaft kam ein etwas anderer Deckenaufbau mit einer nicht minder interessanten Formensprache zur Ausführung: Direkt unter die vorhandene Holzbalkendecke wurde zunächst eine F 60-Brandschutzdecke montiert. Darunter wiederum wurde zur Vermeidung von Schallübertragungen aus den Gasträumen in die darüber liegenden Hotelzimmer eine Schallschutzdecke aus zwei Lagen „Rigips Bauplatten RB“ und einer 40 mm dicken Auflage aus Mineralwolle abgehängt. Unter diese Decke angeordnete Verkofferungen, erstellt ebenfalls aus „Rigips Bauplatten RB“ mit niveaugleich angebrachten Stuckprofilen, verleihen dem Raum eine Gliederung. Für eine gute Raumakustik sorgen unter anderem die in die Gefache montierten „Rigitone Activ’Air“-Lochplatten mit Akustikspritzputz. Die an den Stuckleisten angebrachte LED-Beleuchtung schafft zusätzlich elegant wirkende Raumeffekte, ließ jedoch auch keinerlei Kompromisse in der Oberflächenqualität zu – eine Ausführung in Q 4 forderte das Ausbauteam ein weiteres Mal.
„In diesem Objekt finden sich viele spannende technische Lösungen und mitunter knifflige Details. Die Ästhetik der Innenräume wurde bewusst ,rustikal’ ausgelegt, um dem historischen Charakter des Gebäudes gerecht zu werden. Denn eines war vom ersten Baustellentreffen aller Beteiligten bis zum letzten Malerstrich klar: Dieses geschichtsträchtige Gebäudeensemble hat zum Teil auch die Geschichte der Gemeinde Mertingen mitgeprägt. Und diese Geschichte wollten wir zum einen sichtbar und zum anderen für jeden Restaurant- und Hotelgast auch wieder erlebbar machen“, so David Bircks.
Bautafel
Bauherr: Gemeinde Mertingen
Planung: Zimmermann & Keller Architektengesellschaft, Donauwörth
Ausbaubetrieb: DTB Donau-Trocken-Bau GmbH, Rennertshofen
Fachberater Trockenbausysteme: Claas Loskamp, Saint-Gobain Rigips GmbH